Hintergründe

Vom Ruderboot zur Harfe

Xavier de Maistre im Porträt

Xavier de Maistre _c_Gregor Hohenberg
© Gregor Hohenberg

Xavier de Maistre weiß, was Disziplin bedeutet: Als junger Mann ruderte er für die französische Nationalmannschaft. Dort lernte er, wie viel Disziplin, Leidenschaft und Präzision wirklich nötig ist, um erfolgreich zu sein. Werte, die ihm auch beim Harfespielen zugutekommen. Dabei begann er seine musikalische Karriere nicht wegen der Liebe zur Harfe: Vielmehr war es die Lehrerin, in die sich der neunjährige Xavier verliebte. Schicksal? 

Schnell zog ihn neben seiner Lehrerin doch noch das Instrument selbst in seinen Bann. So sehr, dass de Maistre während seines Militärdienstes sogar die Toilette als Proberaum nutzte, um überhaupt Harfe üben zu können. Seine Disziplin und sein außerordentliches Talent wurden schnell belohnt: Mit 23 Jahren wurde er Harfenist bei den Wiener Philharmonikern, mit 28 Jahren übernahm er eine Professur an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Im Orchester hielt es ihn jedoch nicht lange: „Über Jahrzehnte hätte ich dort nicht bleiben können. Das wäre ermüdend gewesen.“ Er genießt die Freiheiten, die er als Solist hat: „Abwechslung ist mir da sehr wichtig. Ich bin dankbar, dass sich mein Leben so vielfältig weiterentwickelt hat.“ 

Abwechslung ist mir da sehr wichtig. Ich bin dankbar, dass sich mein Leben so vielfältig weiterentwickelt hat
Xavier de Maistre

Heute tritt er weltweit in Solorezitalen auf und arbeitet regelmäßig mit renommierten Orchestern und spannenden musikalischen Partner:innen wie beispielsweise Rolando Villazón. Wenig überraschend ist diese Kombination, wenn man Xavier de Maistres Lieblingsinstrument kennt: die Stimme. Dabei behauptet er von sich selbst, gar nicht singen zu können.  

 

Ähnlich wie die Stimme hat die Harfe ebenfalls eine starke körperliche Seite. Es ist anstrengend, die zwei Tonnen Saitenspannung in Schwingung zu setzen. Blasen an den Fingern gehören anfangs dazu. Spannend, dass die Harfe dennoch ein historisch weiblich konnotiertes Instrument ist. Nach über 20 Jahren Lehrerfahrung kann de Maistre aber erfreut feststellen, dass sich die Harfe inzwischen völlig vom Klischee des Weiblichen gelöst hat: „Heute unterrichte ich in Hamburg genauso viele männliche wie weibliche Harfenisten.“ Wie sich sein Unterricht in all den Jahre verändert hat? „Ich kann Studierenden viel besser helfen, ihre eigenen Vorstellungen auszuprobieren, und habe die richtigen Rezepte schneller parat. Ihre emotionale Entwicklung zu begleiten, begeistert mich.“ 

Heute unterrichte ich in Hamburg genauso viele männliche wie weibliche Harfenisten.
Xavier de Maistre

Nur wenn es um technische Präzision geht, ist de Maistre ungeduldiger geworden. „Das müssen sie schnell begreifen.“ Disziplin, Leidenschaft und Präzision sind eben tief verwurzelte Werte des Harfenisten, die er auch seinen Schüler:innen mit auf den Weg geben möchte. Und womöglich sind diese Werte – gepaart mit einer ausreichenden Portion Talent – der Schlüssel zum Erfolg? 

Xavier de Maistres neustes Projekt

In de Maistres neustem Projekt widmet er sich gemeinsam mit den Festival Strings Lucerne unter anderem dem wohl bekanntesten Harfenkonzert, dem B-Dur-Konzert von Georg Friedrich Händel. „Händel war die erste Schallplatte, die mir meine Lehrerin schenkte.“ Doch warum beschäftigt er sich erst jetzt mit diesem Klassiker? Ganz einfach: Es gibt bereits unzählige Einspielungen des populären Werks; de Maistre wollte warten „bis ich davon überzeugt war, dass meine Fassung etwas Neues bringen kann.“

 

Wir freuen uns auf Xavier de Maistre und die Festival Strings Lucerne bei uns in Braunschweig!